Werner Schwarz, Minister für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz
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Kiel – Schleswig-Holsteins Landwirte haben im Jahr 2025 insgesamt eine deutlich bessere Ernte eingefahren als im Vorjahr. Die Erträge bei den Hauptgetreidearten liegen über dem langjährigen Durchschnitt. Besonders die flächenstarken Kulturen Winterweizen und Wintergerste zeigen deutliche Mengensteigerungen. Während Wintergerste zudem in guter Qualität geerntet werden konnte, führten wiederholte Regenunterbrechungen beim Winterweizen zu Qualitätseinbußen, sodass ein erheblicher Teil nicht als Brotgetreide vermarktet werden kann. Die Erntebilanz für Getreide und Raps wurde heute (18. September) auf der Landespressekonferenz vom Landwirtschaftsministerium, dem Statistikamt Nord, der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und dem Bauernverband Schleswig-Holstein vorgestellt.

Werner Schwarz, Minister für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV): „Die diesjährige Ernte zeigt, dass günstige Wetterbedingungen höhere Erträge ermöglicht haben. Gleichzeitig bleibt die Landwirtschaft stark wetter- und klimabedingten Risiken ausgesetzt. Nach längerer Trockenheit kam der Regen um den Monatswechsel Mai/Juni gerade noch rechtzeitig. Im Juli erschwerte der Regen aber die Ernte von Weizen und Raps und wirkte sich auf die Qualitäten und damit Erlöse aus. Angesichts sich ändernder Witterungsbedingungen setzen wir konsequent auf Forschung, praxisnahe Beratung und das Wissen vor Ort – etwa über das Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft. Unser Ziel ist klar: wirtschaftliche Stabilität, Versorgungssicherheit und Klimaschutz miteinander in Einklang zu bringen.“

Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein: „Wir ziehen für die Ernte 2025 eine gemischte Bilanz: Trotz zufriedenstellender Erträge belasten niedrige Getreidepreise und gestiegene Produktionskosten die wirtschaftliche Lage der Betriebe erheblich – und das bereits im dritten Jahr in Folge. Besonders die Qualitätsverluste beim Weizen durch Regen und der anhaltende Preisdruck auf den Weltmärkten verschärfen die Situation in diesem Jahr. Bei einem Weizenertrag von 90 dt/ha und einem Preis von 170 Euro/t für Brotweizen ergibt sich abzüglich aller Kosten ein Verlust von mehr als 400 Euro pro Hektar im Ackerbau. Bei einem Futterweizenpreis von rund 150 Euro/t ist der Verlust noch größer. Die Landwirtschaft muss sich auf Ertragsrisiken im Anbau und Marktunsicherheiten mehr denn je einstellen. Mit gezielter Sortenwahl, mehr Fruchtfolge, Technikinnovationen und praxisnaher Beratung zeigen wir als Landwirtschaftskammer, wie Betriebe Risiken streuen und sich noch besser auf Wetterextreme und die Anforderungen der Märkte einstellen können.“

Malte Jacobsen, Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein: „Die diesjährige Ernte war in Schleswig-Holstein vielerorts durchwachsen und gespickt mit Höhen und Tiefen. Die Erträge sind durchaus zufriedenstellend, doch die Qualitäten – vor allem beim Weizen – haben durch die anhaltende Regenperiode während der Haupterntezeit deutlich gelitten. Große Sorgen bereitet uns die aktuelle Marktsituation. Die Preislage auf den internationalen Getreidemärkten bleibt katastrophal. Gute bis sehr gute Ernteprognosen in den USA, Russland als auch in der EU sowie große Lagerbestände drücken die Preise. Schleswig-Holsteins Landwirtschaft ist unmittelbar in den Welthandel eingebunden. Stark gestiegene Preise für Betriebsmittel und zahlreiche bürokratische Hürden schwächen die Wettbewerbsfähigkeit unserer Landwirtschaft. Unsere Bäuerinnen und Bauern können im Ackerbau nicht kostendeckend produzieren. Wir wünschen uns weitere beherzte Schritte der Politik, überflüssige Bürokratie noch intensiver abzubauen.“

Zahlen und Fakten zur Getreideernte 2025 in Schleswig-Holstein:

Nach Angaben des Statistikamts Nord wurde in diesem Jahr auf rund 286.000 Hektar Getreide angebaut – mehr als im Vorjahr (272.000 Hektar). Die Gesamterntemenge (ohne Körnermais und Corn-Cob-Mix) wird auf rund 2,4 Millionen Tonnen geschätzt, ein Plus von 391.000 Tonnen gegenüber 2024.

  • Winterweizen bleibt die bedeutendste Getreideart. Auf einer deutlich vergrößerten Fläche von 135.400 Hektar (plus 20 Prozent) wurden über 1,2 Millionen Tonnen geerntet – rund 36 Prozent mehr als im Vorjahr, aber leicht unter dem langjährigen Durchschnitt. Die Ernte wurde durch Regenfälle immer wieder unterbrochen, was zu teils schwankenden Qualitäten führte und die Erlöse drückte.
  • Wintergerste wurde auf 70.100 Hektar angebaut, leicht unter dem Vorjahr (minus 4 Prozent). Mit einem Hektarertrag von rund 88,6 dt/ha liegt sie rund zwei Dezitonnen unter dem Winterweizen. Die Gesamternte von rund 621.000 Tonnen liegt auf dem Niveau des Vorjahres und leicht über dem langjährigen Durchschnitt (plus 1 Prozent).
  • Roggen (einschließlich Wintermenggetreide) wird mit 254.000 Tonnen geschätzt, ein Plus von 38 Prozent gegenüber 2024.
  • Sommergetreide wie Hafer, Sommerweizen und Sommergerste bringt voraussichtlich 260.000 Tonnen (minus 10 Prozent), bedingt durch die geringere Anbaufläche (minus 21 Prozent) nach der besonders hohen Aussaat im Vorjahr.
  • Winterraps erreichte mit 38,1 dt/ha einen leicht unterdurchschnittlichen Ertrag, konnte aber gegenüber 2024 um 17 Prozent gesteigert werden. Die Gesamternte liegt bei rund 239.000 Tonnen, leicht über dem Vorjahr, obwohl die Anbaufläche um 11 Prozent kleiner war. Damit bleibt Raps nach Winterweizen und Wintergerste die drittwichtigste Marktfrucht in Schleswig-Holstein.

Damit bleibt Schleswig-Holsteins Landwirtschaft trotz wechselhafter Witterung und Klimarisiken leistungsstark und zukunftsfähig.

(Quelle für diesen Pressetext: Jana Ohlhoff, Hanna Weber und Mathis Knospe| Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz)