
Kiel – Dem dritten und letzten Abschnitt der Ostküstenleitung steht nichts mehr im Wege: Heute (16.7.) hat das Amt für Planfeststellung Energie (AfPE) den Planfeststellungsbeschluss für den dritten und letzten Abschnitt der 380-kV-Ostküstenleitung erteilt. Über die Ostküstenleitung werden wachsende Mengen klimafreundlichen Stroms von der Ostseeküste in die Verbrauchszentren der Bundesrepublik abgeleitet, zudem sichert sie den internationalen Stromaustausch mit Schweden.
„Mit dem Netzausbau bringen wir an der Ostseeküste Wirtschaftsentwicklung und die Schonung von Natur und Landschaft bestmöglich zusammen. Hier kommt viel Infrastrukturausbau zusammen – der Ausbau der Stromnetze, der Ausbau der Schiene für die Anbindung zur Fehmarnbeltquerung und der Ausbau der Autobahn A1. Das ist keine kleine Herausforderung für die Region. Daher ist es sehr gut, dass wir Leitungen bündeln: Wir nehmen bestehende 110-kV-Hochspannungsleitungen auf Teilen der neuen 380-kV-Leitung auf denselben Strommasten mit“, sagte Energiewendeminister Tobias Goldschmidt.
„Selbstverständlich verändert eine neue 380-kV-Leitung die Landschaft, aber das Projekt beweist, dass eine weitgehend landschafts- und naturverträgliche Planung beim Stromnetzausbau auch in einer Tourismusregion wie in Ostholstein möglich ist. Nach intensiven Diskussionen über das Projekt, frühzeitiger Bürgerbeteiligung und sorgfältiger Planung wird nun Baurecht geschaffen – und damit Klarheit für alle Beteiligten“, sagte Goldschmidt.
Damit ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zum schleswig-holsteinischen Klimaneutralitätsnetz geschafft. Deutschland braucht mehrere tausend Kilometer neuer Höchstspannungsleitungen für das treibhausgasneutrale Energie- und Wirtschaftssystem, damit die Stromversorgung sicher und bezahlbar bleibt. Knapp ein Viertel der bisher deutschlandweit zugebauten Übertragungsnetz-Kilometer, die in Landeszuständigkeit genehmigt wurden, wurde in Schleswig-Holstein realisiert. In der Folge konnten die Mengen abgeregelten Stroms in 2024 auf nur noch knapp drei Prozent der erzeugten erneuerbaren Strommenge an Land reduziert werden.
Die Ostküstenleitung wird zwischen dem Abzweig Ratekau und dem neuen Umspannwerk in Göhl in Holstein auf mehreren Teilabschnitten als sogenannte 380/110-kV-Mitnahme gebaut. Auf einem gemeinsamen Mast-Gestänge wird nicht nur die neue 380-kV-Leitung verlegt, sondern es werden auch bestehende 110-kV-Leitungen auf demselben Strommast mitgenommen – dafür werden andere Masten zurückgebaut.
„Wir sind pragmatisch und platzsparend beim Stromnetzausbau – dieses Schleswig-Holstein-Modell sollte sich auch bundesweit bei den zusätzlichen Leitungen für das Klimaneutralitätsnetz durchsetzen. Wir brauchen eine rechtliche Klarstellung im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG), um für künftige Verfahren immer diese Art der Mitnahme umsetzen und platzsparend bauen zu können“, sagte der Energiewendeminister. „Die Ostküstenleitung ist eines der großen 380 kV-Projekte Schleswig-Holsteins, das nun auf allen Abschnitten genehmigt und in Bau ist.“
Dritter Abschnitt der Ostküstenleitung
Der Planfeststellungsbeschluss umfasst den Bau einer neuen 380-kV-Freileitung von circa 48 Kilometern Länge zwischen dem zweiten Bauabschnitt der Ostküstenleitung in der Gemeinde Ratekau und dem neuen Umspannwerk in der Gemeinde Göhl in Holstein. An mehreren Stellen werden bestehende 110-kV-Hochspannungsleitungen der Schleswig-Holstein Netz GmbH auf einem 380/110-kV-Mischgestänge mitgeführt, damit eine möglichst raumsparende Umsetzung der neuen Leitung möglich ist.
Schon im Sommer 2024 haben die Netzbetreiber mit bauvorbereitenden Maßnahmen und Masterrichtungen für diesen Abschnitt der Ostküstenleitung begonnen, nachdem das AfPE, die Genehmigungsbehörde des Landes für Energieleitungen und dem Umweltministerium unterstellt, am 31. Mai 2024 den vorzeitigen Baubeginn zugelassen hatte.
Die Ostküstenleitung
Die 380-kV-Ostküstenleitung ist ein wichtiger Teil der neuen Stromnetzinfrastruktur für die Energiewende. Sie wird benötigt, um die Windenergie und die Photovoltaik an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins auszubauen und steigende Mengen des klimafreundlichen Stroms in die Verbrauchsregionen der Bundesrepublik zu transportieren. Zudem sichert sie den Stromaustausch mit Schweden über die Baltic Cable-Seekabelverbindung, die von Lübeck-Herrenwyk nach Südschweden führt. Die Verbindung zu Deutschlands europäischen Nachbarn wird immer wichtiger, denn die Energiewende ist zunehmend europäisch eingebettet – und mit dem Austausch von Strom nach Bedarf sinken auch die Kosten der Energiewende.
Der Planfeststellungsbeschluss wird Anfang August online auf der Beteiligungsplattform des Landes veröffentlicht. Zwei Wochen nach der Veröffentlichung beginnt die einmonatige Klagefrist.
Weiterführende Informationen:
- Verfahren | Ostküstenleitung 3. Bauabschnitt / 380-kV Leitung Lübeck – Göhl | BOB-SH Planfeststellungsverfahren
- Website der TenneT TSO GmbH zur Ostküstenleitung
- Informationen zur Ostküstenleitung bei der Bundesnetzagentur
(Quelle Pressetext: Clara van Biezen, Carolin Wahnbaeck, Jonas Hippel | Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur)