Foto: Arno Reimann
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Lübeck – Im Stadtteil St. Jürgen gab es am Mittwoch (23.8.) erneut einen Schockanruf. Der Einsatz endete durch das Handeln des betroffenen Ehepaares jedoch nicht mit der Übergabe von Bargeld, sondern mit der Festnahme einer Tatverdächtigen.

Gegen 13 Uhr klingelte bei einem Ehepaar aus Lübeck das Haustelefon. Als die 71-Jährige den Anruf annimmt, erhält sie eine schockierende Nachricht von ihrem Sohn. Er hätte einen schrecklichen Unfall gehabt, bei dem Menschen gestorben wären.

Der Lübeckerin, die lediglich eine Tochter hat, ist sofort bewusst: Hier sind Betrüger am Werk. Zum Schein schlüpfte sie anschließend in die Opferrolle und hielt das Gespräch aufrecht.

Bisherigen Erkenntnissen nach riefen die professionellen Betrüger mit einer unterdrückten Telefonnummer an. Insgesamt drei männliche Personen führten zeitweise das Telefonat und gaben sich als Sohn, Polizeibeamter und Staatsanwalt aus.

Der 71-Jährigen wurde erklärt, dass die Möglichkeit besteht, ihren Sohn auf Kaution freizulassen. Hierfür wurden zunächst 70.000 Euro durch den falschen Staatsanwalt gefordert.

Die Frau bot zum Schein einen hohen Geldbetrag und Schmuck an. Über eine Stunde telefonierte sie mit den Männern und verhandelte über das Schicksal des von beiden Seiten ausgedachten Sohnes. Das Gespräch wurde sowohl auf dem Haustelefon als auch auf dem Handy durch die Betrüger aufrechterhalten, um zu verhindern, dass die Frau zwischenzeitlich jemand anderen hätte anrufen können.

Die Betrüger konnten jedoch nicht wissen, dass auch der 72-jährige Ehemann die Gespräche aufmerksam verfolgte und die Polizei über die laufende Tat in Kenntnis setzte.

Nach langem Reden vereinbarten die Täter einen Übergabeort in der räumlichen Nähe der Lübeckerin. Mit einer leeren Handtasche und dem Ziel, die Täter dingfest zu machen, machte sich die Seniorin etwas abgesetzt vom Ehemann zu Fuß auf den Weg. Vor Ort traf sie auf eine ihr unbekannte weibliche Person.

Durch den gespielten Staatsanwalt, der noch immer am Mobiltelefon verharrte, wurde die Übergabe der Wertgegenstände an seine angebliche Praktikantin gefordert. Diese schöpfte jedoch Verdacht, als die 71-Jährige die Sachen nicht sofort übergeben wollte und auch ihr Ehemann den zuvor eingehaltenen Abstand zu dem Szenario verringerte und versuchte zu flüchten.

Das Wegrennen brachte der bis dahin unbekannten Frau jedoch nicht den erhofften Erfolg. In einem nahegelegenen Hinterhof wurde sie schließlich durch die eingesetzten Polizeibeamten gestellt und vorläufig festgenommen.

Nach ersten Maßnahmen durch die Kriminalpolizei, einer Nacht im Gewahrsam und Absprachen mit der Staatsanwaltschaft Lübeck, wurde die 28-jährige Tatverdächtige gestern (24.8.) einem Haftrichter am Amtsgericht Lübeck vorgeführt. Dieser ordnete schließlich die Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Lübeck an.

Die Staatsanwaltschaft und das Kommissariat 13 der Bezirkskriminalinspektion Lübeck ermitteln nun wegen des Verdachts des gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs.

Trotz des Erfolgs und des richtigen Handelns des Ehepaares warnt die Polizei einmal mehr vor den immer wieder auftretenden Schockanrufen.

Weder Staatsanwaltschaft noch Polizei fordern über das Telefon die Bekanntgabe von Barvermögen oder Wertgegenständen. Die Zahlung einer Kaution ist in Deutschland zudem unüblich.

Seien Sie am Telefon generell misstrauisch und wenden Sie sich bei Unsicherheiten an den Notruf oder ihre örtliche Polizeidienststelle.

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