Bei dieser Travemünder Woche blieben keine Wünsche offen

Lübeck – „Karibisch“ – so lautete das meist benutzte Attribut, wenn es um die Beschreibung der 129. Travemünder Woche ging. Kaum ein Segler, Organisator oder Besucher, der beim Segel- und Festivalevent nicht ins Schwärmen geriet. Zu Sommer und Sonne gesellte sich – meist in den Nachmittagsstunden – eine leichte Brise. In der zweiten Wochenhälfte gab es sogar stärkere Winde und damit ein Regattaprogramm ohne große Abstriche. Eine kleine Unwetterzelle am zweiten Sonnabend konnte problemlos abgewettert werden, und die Besucher feierten in lockerer Atmosphäre über zehn Tage in die tropischen Nächte hinein.

Über 800.000 Gäste besuchten das Festivalareal, das mit mehreren Bühnen, Aktionsflächen und Eventzelten rund 200 Programmpunkte bot. Mit dem feierlichen Höhenfeuerwerk am Sonntagabend verabschiedete sich die TW in das nächste Jahr, wenn vom 19. bis 28. Juli das 130. Jahr dieser größten wiederkehrenden Veranstaltung der Hansestadt gefeiert wird.

Aus sportlicher Sicht gab es kaum einen Makel an der Travemünder Woche. In den ersten Tagen bestimmte eine schwache Thermikbrise in den Nachmittagsstunden das Geschehen, mit dem Wechsel auf eine Ostwindlage gab es für die Meisterschaftsklassen sogar Tage mit Mittel- bis Starkwind. Ein etwas gezwängtes Programm gab es damit nur für die Kielbootklassen am ersten Wochenende – und am Abschlusssonntag mussten einige Rennen abgesagt werden. Die Quote der gesegelten zu den geplanten Rennen (ohne die Ligawettbewerbe) lag bei über 90 Prozent.

„Wir haben 167 von 181 Wettfahrten segeln können“, berichtete der Sportliche Leiter Jens Kath, der mit einer weiteren beeindruckenden Zahl aufwarten konnte. Bei der riesigen Anzahl von 620 teilnehmenden Booten und 1400 Seglern aus 23 Nationen, für die es vielfach um Titel und Medaillen ging, gab es in den neun Regattatagen nur 32 Proteste, die die internationale Jury verhandeln musste. Die beiden Segel-Bundesligen segelten vor Travemünde jeweils sämtliche ihrer 48 geplanten Wettbewerbe – ein Programm, das bei den bisherigen Liga-Wettbewerben der Saison nicht annähernd erreicht wurde. Die Youth Champions League feierte nicht nur eine gelungene Premiere, sondern kürte die Sieger in einem innovativen Final-Modus, der dem Weltseglerverband auch für künftige Olympia-Entscheidungen vorgeschlagen werden soll.

Gesamt-Wettfahrtleiter Anderl Denecke durfte sich daher über ein gelungenes Regattaprogramm freuen: „Was will der Segler mehr, als diese karibischen und fairen Bedingungen. Die Meisterschaften konnten alle ein komplettes Programm segeln. Das gibt es nur selten.“ Die Wettfahrtleitungen verstehen sich dabei als Dienstleister der Aktiven und reagieren auf entsprechende Wünsche: „Ich glaube, man erlebt es selten, dass Wünsche so schnell umgesetzt werden. Dafür gab es zum Beispiel bei der Siegerehrung der Weltmeisterschaft der Vaurien und der Europameisterschaft der Flying Junior Standing Ovations für die Crew von der Wettfahrtleitung“, freute sich Denecke für den Zuspruch, den seine Bahnchefs erhalten haben.

Diese Resonanz wird der Travemünder Woche weiter Auftrieb geben, um hochklassige Wettbewerbe in die Lübecker Bucht zu holen. „Es sind gute Gespräche in Vorbereitung“, so Denecke. Mit Blick auf die weitere Verbesserung der Wasserorganisation hat der Gesamt-Wettfahrtleiter die Ausrüstung der Crews in den Fokus genommen: „Wir müssen das Material in einigen Bereichen sicherlich modernisieren. Die Pläne zur Finanzierung laufen.“

Zum Programm in den künftigen Jahren konnte der Sportliche Leiter Jens Kath schon verkünden, dass die Europameisterschaft der O’pen Bic in 2019 mit einem Großaufgebot an Seglern nach Travemünde kommen wird. Die Deutschen Jugendmeisterschaften der Laser 4.7 und Laser Radial sind wie in den vergangenen fünf Jahren fest gesetzt, und auch die Gespräche mit anderen Klassenvereinigungen für die Austragung der nationalen Meisterschaften laufen. Eine Vergabe erfolgt im Herbst.

Ein großer Fokus liegt dabei auch darauf, die Meisterschaft der Seesegler mal wieder nach Travemünde zu holen. „Mit unserem Programm in diesem Jahr auf der Seebahn haben wir eine starke Bewerbung vorgelegt. Wir hatten tolle Felder, und der Start der Langstrecke mit den Yachten war sicherlich ein Höhepunkt der Travemünder Woche“, so Kath. Das Inklusionssegeln soll auch 2019 eine Fortsetzung finden – vielleicht dann auch schon als offizieller Wettbewerb der RS Venture-Klasse. Und für 2020 wird es mit der Europameisterschaft der Laser 4.7 ein riesiges Event mit weit über 200 Teilnehmern geben.

In den Jubelchor stimmt auch TW-Geschäftsführer Frank Schärffe mit ein – aus gutem Grund: „An eine Travemünder Woche mit diesem Wetter kann sich kaum jemand erinnern. Die Besucher sind höchst zufrieden, es war wirklich eine tolle Travemünder Woche für die Gäste an Land.“ Mit dem veränderten Layout des Festivalgeländes konnten auch Treffpunkte für Generationen zwischen 25 und 65 Jahren zum Tanzen geschaffen werden. Wermutstropfen bleibt weiterhin die Park- und Verkehrssituation, an der die Gemeinde intensiv arbeiten muss, um nicht nur für die TW, sondern auch für weitere Veranstaltung eine Entlastung für die Einwohner und die Gäste zu schaffen.

Die Baumaßnahmen auf dem Priwall werden auch 2019 noch nicht abgeschlossen sein. Dann aber werden sich rund um den Passathafen neue Möglichkeiten ergeben. Die Freitreppe im Hafen könnte sich beispielsweise für die Austragung von Wettbewerben in den RC-Klassen eignen. Die ferngesteuerten Boote bilden eigene Klassen im Deutschen Segler-Verband und tragen offizielle Meisterschaften aus. Die neuen Restaurationen auf dem Priwall könnten zudem wie geschaffen sein, um Abende für die Klassen zu organisieren, die auf der Halbinsel campieren und ihre Boote liegen haben. Die Einbeziehung des neu geschaffenen Urlaubstadtteils in die Travemünder Woche wird eine Aufgabe der kommenden Jahre sein.

Schärffes Abschlussurteil zur TW 2018 lautete daher: „Es gab viele Höhepunkte. Das Wetter spielte mit, und die Menschen in dieser gelösten Atmosphäre an den Abenden zu sehen, sorgte für große Zufriedenheit. Wir haben ein tolles Team beisammen und können daher sehr zuversichtlich in die Zukunft blicken.“

 

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