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Kiel, 9. November 1938: In den frühen Morgenstunden halten Lastwagen beladen mit Benzinkanistern und Sprengstoff vor der Synagoge in der Goethestraße/Ecke Humboldtstraße. Mehrere SA- und SS-Männer dringen in das Gotteshaus ein, zertrümmern das Mobiliar und die Fensterscheiben, stehlen Kultgegenstände und legen Feuer. Gleichzeitig demolieren die Nationalsozialisten jüdische Geschäfte und Wohnungen im gesamten Stadtgebiet, misshandeln jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, zudem verüben sie Mordanschläge auf Paul Leven und Gustav Lask, zwei prominente Vertreter der Gemeinde. Nur wenige Stunden später „lagen die Reste des jüdischen Gemeindelebens in Trümmern“, wie es der Historiker Dietrich Hausschildt-Staff in seinem Aufsatz zu den Novemberpogromen in Kiel beschreibt.

82 Jahre später hat Bildungsministerin Karin Prien in Kiel an zwei Veranstaltungen zum Gedenken an die Opfer der Nationalsozialistischen Verfolgung teilgenommen. Am Mahnmal vor der ehemaligen Synagoge in der Goethestraße legte die Ministerin einen Kranz nieder. „Der 9. November mahnt uns, dass wir die Demokratie immer wieder hart erkämpfen müssen“, sagte sie. Der Tag rufe in Erinnerung, wozu der Mensch fähig sei – im Guten genauso wie im Grausamen“.

Fast 80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz stehe die Erinnerungsarbeit vor großen Herausforderungen. Heute könnten nur noch wenige Zeitzeugen über das erlittene Unrecht berichten. Deshalb sei es wichtig, die historischen Ereignisse immer in einen persönlichen Kontext zu setzen, betonte die Ministerin.

Stolpersteine erinnern „im Vorbeigehen“

In diesem Zusammenhang lobte Prien auch die Aktion „Stolpersteine“ des Kölner Künstlers Gunter Demnig: „Sie können eine Möglichkeit sein, die Namen, Gesichter und Lebensgeschichten hinter den unfassbaren Opferzahlen des Holocausts zu erkennen“. Jeder Stolperstein ist einem Menschen gewidmet, der durch nationalsozialistische Gewalt zu Tode kam. Auf den etwa 10×10 cm Zentimeter großen Steinen sind kleine Messingplatten mit den Namen und Lebensdaten von NS-Opfern angebracht. Sie werden vor dem letzten bekannten und frei gewählten Wohnort in das Pflaster des Gehweges eingelassen. In Kiel wurden die ersten 15 Steine im Oktober 2006 verlegt, inzwischen sind es 270.

Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Schleswig-Holstein und der Kieler Stadtgesellschaft reinigte Prien im Anschluss an die offizielle Gedenkveranstaltung Stolpersteine zwischen dem Schauspielhaus und dem Dreiecksplatz.

Zum Foto: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus: Bildungsministerin Karin Prien mit Landesrabbiner Dov-Levy Barsilay und Viktoria Ladyshenski von der jüdischen Gemeinde. © Bildungsministerium

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