Keine Party mehr im Bambu. - Foto: Niklas Runne
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Neustadt – Tanzen, Spaß haben, Freunde treffen und natürlich Musik hören sowie das eine oder andere Getränk in Feierlaune zu sich nehmen und sich dann vielleicht am nächsten Morgen das Ganze noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Wer kennt das nicht? Die Bambu-Gänger in Neustadt in Holstein dürften beste Erinnerungen dazu haben. Für sie war die Großraumdiskothek an der Ostsee der Party-Tempel viele Jahre lang.

Der Eingangsbereich des New Bambu. – Foto: Niklas Runne

25 Jahre Feiern in Ostholstein hatte eine Adresse

Von 1986 bis 2011 waren in der Sierksdorfer Straße wummernde Bässe und schöne Melodien zu hören. Tausende feierten dort „ihre Party“. Ob Summer- oder Winter-Rave – das „New Bambu“ hatte für jeden etwas zu bieten. Und meist bis in die frühen Morgenstunden am Sonnabend und Sonntag. Selbst OH-AKTUELL-Chefredakteur Roland “Kenzo“ Kahl war damals oft Stammgast – auch wenn er nicht immer selbst hinter den Turntables stand.

Die Club-Area im New Bambu. – Foto. Jenny Wagner

Bagger reißen Disko ab

Nun wird das Bambu abgerissen. Zuletzt gab es noch Livestreams aus einer Area für die Internetwelt zu sehen und zu hören. Viele Erinnerungen stecken auf dem Gelände, das jetzt von Baggern und Abrissbirnen umgeben ist.

Nur noch die Grundmauern stehen vom New Bambu. – Foto: Niklas Runne

„Was bleibt, ist eben die Erinnerung“

Kahl, der unter dem Pseudonym “Roland Kenzo“ als DJ und Produzent arbeitete, erinnert sich und sagt: „Das war schon eine richtig geile Zeit im Bambu. Man traf immer jemanden, den man kannte. Es war eine große Familie. Ich kann mich noch an meine Geburtstagsparty erinnern, wo der Laden aus allen Nähten platzte. Dazu präsentierten wir unseren Liveact namens “Barcera“, den Jan-Hendrik Geßner, der auch Produzent von der ersten erfolgreichen Combo “DJs at Work“ war, und ich produzierten. Das Lustige war, dass ich unsere Sängerin Laura Nori dazu genau in diesem Bambu nach einem Gig von mir kennenlernen durfte. Sie arbeitete am Tresen und erzählte mir, dass sie die Single “Come with me“ von “Special D.“ einsang. Ich wollte es ihr nicht glauben und sie konnte das nicht verstehen. Laura hatte recht und so ergab sich die Zusammenarbeit. Das Bambu war schon für einige ein zweites Zuhause und man fieberte auf die nächste Party dort hin. Jetzt ist es also endgültig Geschichte. Schade; ich kann alle gut verstehen, die der früheren Zeit hinterhertrauern. Was bleibt, ist eben die Erinnerung. Das Ende ist ja nicht das Ende im Kopf.“

Der Party-Tempel war für Viele ein zweites Zuhause. – Foto: Niklas Runne

Keine Pläne für Gelände bekannt

Seit dieser Woche wird das Gebäude Stück für Stück abgetragen. Was dort entsteht, ist nicht klar. Neustadts Bürgermeister Mirko Spieckermann konnte das gegenüber OH-AKTUELL ebenfalls nicht beantworten. Auf Nachfrage sagte er: „Hinsichtlich der zukünftigen Bebauung des Grundstücks gibt es zahlreiche Gedankenspiele der Eigentümer, jedoch keinen konkreten Plan, der der Stadt Neustadt in Holstein vorliegt.“ Der Bürgermeister zeigte Verständnis für die vielen Neustädterinnen und Neustädter, dass sie das Bambu mit „guten Erinnerungen und schönen Momenten verbinden“. Leider sei „niemand in den letzten Jahren auf die Stadt zugekommen, um eine Diskothek zu betreiben“, fügt er hinzu und verwies auf die geförderten Projekte, die von der Stadt hinsichtlich für Jung und Alt angeboten werden.

In der Diskothek Bambu wummerte 2011 der letzte Beat nach draußen. – Foto: Niklas Runne

“Horizon“ in Oldenburg schließt

Doch ganz muss man an der Ostsee nicht auf Tanznächte verzichten, denn die “Eventfabrik“ in der Stadt versteht sich als Begegnungsstätte von Messen bis Konzerte. Ein zweites tränendes Auge gibt es weiter nördlich von Ostholstein an diesem Wochenende. In Oldenburg schließt am Sonnabend der “Club Horizon“ mit einer letzten Party. Die Betreiber teilten auf der Homepage mit, dass sie sich vor knapp einem Jahr für andere Projekte entschieden haben und „welche einen geordneten Betrieb im Horizon leider nicht mehr ermöglichen. Der Club braucht Zeit und Liebe und wir konnten dieser Aufgabe im vergangenen Jahr nicht mehr gerecht werden.“

Bagger reißen den Großraumclub ab. – Foto: Niklas Runne

1992 gab es die erste Radio-Show

Für “DJ Roland Kenzo“ kommt das Diskotheken- und Clubsterben nicht von ungefähr. Er sagt: „Ich habe mich seit meinem 16. Lebensjahr professionell und beruflich mit dem Thema Musik auseinandergesetzt, war lange Zeit selbst in dem Business erfolgreich unterwegs. Ob es nun unsere Radio-Show “MindWired“ war oder diverse Partys, die wir selbst veranstaltet haben oder ich ein Teil als DJ davon sein durfte. Das hat viel Spaß gemacht, doch wie es so oft in vielen Bereichen ist, gibt es Veränderungen im Leben der Konsumenten. Wer kann es sich heutzutage noch leisten, Woche für Woche viel Geld für sein Partydasein auszugeben? Die jüngere Generation ist da auch etwas anders als wir damals, auch weil sie diesen Bezahl-Wahnsinn gar nicht stemmen können. Das muss man akzeptieren und die neuen Wege mitgehen. Ich bin sehr stolz, dass wir mit unserem Unternehmensnamen „MindWired“, der seit über 30 Jahren existiert, weiter am Start sind und es auch bleiben werden. Viele tolle Projekte sind daraus entstanden, wie beispielsweise unsere beliebten Internet-Nachrichtenportale OH-AKTUELL, SN-AKTUELL sowie natürlich unserem großen Sportportal HL-SPORTS und unserer inzwischen bundesweit agierenden Fotoagentur LOBECA.“

Der Blick von der Tropical-Hall im New Bambu Richtung Treppe. Früher gab es dort einen Wasserfall. – Foto. Jenny Wagner

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