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Eutin – Die Eutiner Festspiele haben ihr Programm für die Saison 2021 neu aufgestellt. Auf dem Spielplan stehen jetzt die Oper „La Bohème“ und das Musical „Cabaret“. Die bisher fürs nächste Jahr angekündigten Werke „Der Freischütz“ und „West Side Story“ werden auf den Sommer 2023 verlegt – als glänzendes Festprogramm zur Eröffnung einer neuen Tribüne an der Seebühne.

Geschäftsführer Falk Herzog begründet diese Programmänderung vor allem mit den gravierenden Folgen der Covid-19-Pandemie. „Wir wollen 2021 unbedingt wieder auf der Seebühne dem Publikum erstklassiges Musiktheater präsentieren. Als Realisten müssen wir uns aber darauf einstellen, dass die Corona-Gefährdung auch im nächsten Sommer noch behördliche Bedingungen für den Spielbetrieb auslösen wird. Die Abstände auf der Bühne, die Zahl der Musiker im Orchestergraben, die zulässige Menge der Zuschauer, das sind nur einige der möglichen Einschränkungen, auf die wir gefasst sein müssen.“

Gleichzeitig jedoch verlange der eigene Anspruch, an der Qualität der Aufführungen keine Abstriche zu dulden, betont der Geschäftsführer. Unter diesen Umständen wäre es fatal, Webers Oper und Bernsteins Musical, die beide musikalisch und szenisch große Besetzungen verlangen, quasi gewaltsam für die Corona-Auflagen passend zu machen.

Herzog: „Ein Freischütz ohne volltönenden Jägerchor geht in Eutin überhaupt nicht. Ebenso wenig kann ich mir die West Side Story ohne das bühnenfüllende Kräftemessen der Jugendgangs vorstellen. Solche Einschnitte würde uns das Publikum schlicht nicht verzeihen. Deshalb haben wir uns, so schwer uns allen das Umdenken auch fiel, nun für zwei andere Erfolgsstücke des Musiktheaters entschieden. Beide sind personell weniger aufwändig, aber bestimmt ebenso attraktiv.“

Das bekräftigt Hilary Griffiths, Künstlerischer Leiter Klassik der Eutiner Festspiele. Er gewinnt der COVID-Krise sogar etwas Gutes ab: „So leid es mir tut, dass wir 200 Jahre nach der Uraufführung im Jubiläumsjahr auf Webers ‚Freischütz“ verzichten müssen, so sehr freue ich mich, dass dafür mein Alternativ-Vorschlag zum Zuge kommt. Puccinis ‚La Bohème‘ gilt für manche als die schönste Oper, die je geschrieben wurde – höchste Zeit also, dass wir sie nach 50 Jahren wieder einmal auf der Eutiner Bühne präsentieren können.“

Er selbst werde eine Orchesterfassung kreieren, um den Orchestergraben optimal in Hinblick auf die COVID-Bedingungen ausnutzen zu können. Griffiths verspricht: „Wir werden sehr talentierte Sängerinnen und Sänger haben, die dieses Drama vom Glück und Liebesleid junger Menschen auf eindringliche Weise darstellen und unser Publikum begeistern werden.“

Auch fürs neu angesetzte Musical „Cabaret“ ist Geschäftsführer Herzog optimistisch. „Ich bin zuversichtlich, dass wir unter der Fülle an Musical-Vorschlägen die richtige Wahl getroffen haben. Unser Regieteam mit Tobias Materna und Vanni Viscusi sowie Musikchef Christoph Bönecker hat voller Elan bereits mit den Vorbereitungen begonnen.“

Das 1966 von John Kander komponierte Werk ist nicht nur weltweit in der Bühnenfassung, sondern auch als Filmversion mit Liza Minelli ein Erfolgsgarant. Die im Berlin der frühen 1930er Jahre angesiedelte Handlung bietet eine Mischung aus Nachtklub-Atmosphäre und politischer Unheildrohung, musikalisch blendend in Noten gefasst. Wer kennt nicht den becircenden Conférencier-Song „Willkommen, bienvenue, welcome“? Und welcher Eutiner wüsste nicht, dass mehrere Bett-Szenen des mit acht Oscars ausgezeichneten Films „Cabaret“ im hiesigen Schloss gedreht wurden?

Diese Corona-bedingte Programmänderung kommt, wie Falk Herzog betont, den Festspielen bei der Einweihung der neuen Tribüne zugute. „Wir sind der Stadtvertretung Eutin sehr dankbar, dass sie einmütig das Verfahren für den Neubau vorantreibt. Wenn es planmäßig läuft, werden wir zur Saison 2023 eine supermoderne Tribüne haben. Und wie könnten die Festspiele diese lang ersehnte Verbesserung gebührender feiern als mit ihrem Stammwerk ‚Freischütz‘ und Bernsteins Musical-Klassiker ‚West Side Story‘? Insofern machen wir aus der Not eine Tugend, das ist in Zeiten von Corona wohl auch das Gebotene.“

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