Menschen, Märkte und Maschinen vernetzen

Lübeck – Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Unternehmen haben im Mittelpunkt des Neujahrsempfangs der IHK zu Lübeck gestanden. Da Wirtschaft und Gesellschaft vor großen Veränderungen stehen, appellierte Präses Friederike C. Kühn an Politik und Verwaltung, den Weg in das Zeitalter der vierten industriellen Revolution gemeinsam mit der Wirtschaft zu gehen.

„Unser gemeinsames Ziel muss es sein, moderne Strukturen zu schaffen und unsere Unternehmen fit zu machen für die Zukunft, damit die Wirtschaft die Chancen der Digitalisierung nutzt und der HanseBelt zur Wachstums- und Innovationsregion des Nordens wird", sagte Kühn in der Lübecker Musik- und Kongresshalle.

Rund 1.300 Vertreter von Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Hochschulen und öffentlichem Leben waren der Einladung zu der größten wirtschaftspolitischen Veranstaltung des Jahres mit dem traditionellen Labskausessen gefolgt. Unter den Gästen waren Schleswig-Holsteins Landtagspräsident Klaus Schlie, Ministerpräsident Daniel Günther, die Minister Monika Heinold (Finanzen) und Dr. Bernd Buchholz (Wirtschaft und Verkehr) sowie Abgeordnete aus dem Bundes- und dem Landtag. Moderator des Abends war der aus dem NDR-Fernsehen bekannte Journalist Christopher Scheffelmeier.

Zum Themenschwerpunkt „Digitalisierung" sprach Christoph Birkel, Geschäftsführer des hit-Technoparks in Hamburg-Harburg. Präses Kühn und IHK-Hauptgeschäftsführer starteten zudem eine neue Kampagne im Zuge der IHK-Initiative „Mein Unternehmen Zukunft".

Präses Kühn warnte davor, die Digitalisierung auf Breitband- oder Glasfaseranschlüsse zu beschränken. „Es geht vielmehr um die Möglichkeiten der umfassenden Vernetzung von Mensch und Technik oder auch Menschen, Maschinen und Märkten", so Kühn. „Als Unternehmer wollen wir handeln und gestalten. Das gelingt uns nur, wenn wir auch zukünftig die Fäden in der Hand behalten. Jetzt, in Zeiten des Wandels zu Industrie 4.0, sind wir Unternehmer mehr denn je gefordert."

Mut zu Neuem und zum Risiko, Überzeugungskraft, konzeptionelle Stärke, Führung und vor allem Innovationsfähigkeit müssten die Unternehmer von sich selbst verlangen. „Das ist das Handwerkszeug jedes Unternehmers: Innovationen vorantreiben und die Vorteile nutzen."

Die Digitalisierung erfordere von den Unternehmen Investitionen in Ausstattung und Bildung der Mitarbeiter. Kühn: „Der Schritt, den wir nun dringend als nächsten gehen müssen, ist die Vorbereitung unserer Mitarbeiter auf die sich laufend verändernden Anforderungen. Die entscheidende Antwort auf die Herausforderungen der Digitalisierung insgesamt lautet Investition in Wissen und damit in Bildung. Von der Schule, über die Ausbildung und das Studium bis zur Weiterbildung von Mitarbeitern und Unternehmern."

Es sei an der Zeit, Schluss zu machen mit Old School. „Die Digitalisierung gibt uns die einmalige Chance zur Verbesserung der Bildungspolitik. Wir können jetzt neue Bildungsketten erschließen. Auch hier erleichtert Digitalisierung die Bildung. An die individuellen Bedürfnisse angepasstes Lernen führt zu mehr Erfolg und fördert die Bereitschaft für lebenslanges Lernen", betonte die Präses.

Sie rief alle Unternehmerinnen und Unternehmer auf, jetzt die Initiative zu ergreifen und „nicht erst, wenn der Wettbewerb Sie abzuhängen droht. Bereiten Sie sich jetzt auf morgen vor. Nutzen Sie die Möglichkeiten der Digitalisierung auch zur Attraktivitäts-Steigerung Ihres Unternehmens und damit zur Sicherung des Fachkräftebedarfs." Kühn stellte heraus, dass die IHK zu Lübeck ihre Mitglieder noch stärker als bisher unterstützen werde. „Im November hat unsere Vollversammlung die Mittel für eine IHK-Digitalisierungsstrategie freigegeben, mit der wir unsere digitalen Angebote und unsere Beratungsleistung ausweiten werden. Denn jedes Unternehmen entwickelt sich ganz individuell und soll dabei unsere Unterstützung erhalten."

Ein weiteres Beispiel ist der IHK-Arbeitskreis ITK & Digitalisierung, der die Kongressmesse it-for-business ins Leben gerufen hat, ein in dieser Form einmaliges Angebot in Norddeutschland. Am Mittwoch, 7. Februar 2018, treffen sich in den Media Docks Lübeck alle, die für IT-Anwendungen, Sicherheit und Online-Marketing verantwortlich sind.

Über Innovation, Investition und Initiative hinaus sei es von entscheidender Bedeutung, das Individuum, den direkt von den Veränderungen betroffenen Menschen, mitzunehmen. „Viele haben Angst, zukünftig auf der Strecke zu bleiben. Sie wollen nicht die Verlierer der Digitalisierung sein. Das ist verständlich, da schon jetzt viele Menschen glauben, die Verlierer der Globalisierung zu sein", sagte Kühn. „Wir Unternehmer wollen von den neuen Entwicklungen profitieren und mit uns unsere Mitarbeiter und Kunden. Es gibt enorm viele Chancen und neue Möglichkeiten. Wichtig ist jedoch, dass wir Menschen die Kontrolle über Prozesse, Vernetzung und die Künstliche Intelligenz behalten." Die IHK werde daher in diesem Jahr einen Beirat „Ethik in der Digitalisierung" gründen, um auch die Grenzen der neuen Zeit abzustecken.

Ministerpräsident Daniel Günther sagte der Wirtschaft in seiner ersten Rede auf dem IHK-Neujahrsempfang die Unterstützung der Landesregierung bei der Einführung und der Weiterentwicklung digitaler Lösungen zu. „Dieses Jahr bietet die Chance, die Digitalisierung für unser Land zu gestalten. Wenn wir künftig gute Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Wachstum haben wollen, müssen wir die analoge und die digitale Welt umsichtig und gut zusammenführen", betonte der Ministerpräsident. Die Landesregierung ermutige die Unternehmen im Land dabei, die digitale Zukunft selber zu gestalten. „Nur wer sich heute auf die Entwicklung einstellt, wird davon in Zukunft profitieren."

Andernfalls drohe eine Spaltung in Wirtschaft und Gesellschaft, warnte Festredner Christoph Birkel. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht eine digitale Zweiklassengesellschaft bekommen." Als Geschäftsführer des Gründer- und Technologiezentrums hit-Technopark Hamburg-Harburg begleitet Birkel seit Jahren Gründungen und Start-Ups auf ihrem Weg in die digitale Zukunft. Dabei ist ihm bewusst geworden, wie tiefgreifend die Veränderungen sind: „Der Mensch digitalisiert sich als soziales Wesen." Grund für Pessimismus gebe es allerdings nicht, sagte Birkel, der aus der gleichnamigen Nudelhersteller-Familie stammt. „Wir müssen als Gesellschaft und Unternehmen eine Kultur entwickeln, die den ständigen Wandel annimmt und damit umgehen kann."

Damit Unternehmer die Dinge stärker als bisher selbst in die Hand nehmen und steuern können, unterstützt die IHK diese mit ihrer neuen öffentlichkeitswirksamen Kampagne zur Initiative „Mein Unternehmen Zukunft". Unternehmer aus der HanseBelt Region werben für ihren Beruf. „Das Konzept ‚Gestern – Heute‘ zeigt Selbstständige mit einem aktuellen Bild und einem Kinderfoto, die in einem Bezug zum heutigen Unternehmen stehen", sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Lars Schöning. „Diese Kampagne lebt von der Authentizität der Persönlichkeiten. Unser Ziel ist es, mit dem Überraschungsmoment, Neugierde und Aufmerksamkeit für die Initiative für ein besseres Image des Unternehmertums insgesamt zu erwecken."

Auf der Internetseite www.Mein-Unternehmen-Zukunft.de stellen die Teilnehmer sich selbst, ihre Unternehmen und ihre Ideen vor. „Unternehmer jeder Branche kommen zu Wort und machen Mut, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen", so Schöning. Die Mitglieder der Vollversammlung hatten die Idee für die Initiative „Mein Unternehmen Zukunft". Von Anfang an sei der Zuspruch aus der Unternehmerschaft so groß gewesen, dass die IHK nun einen weiteren großen Schritt an die Öffentlichkeit gegangen sei, betonte Schöning. „Die Begeisterung für ‚Gestern – Heute‘ hat unsere Erwartungen übertroffen. Wir haben viele Mitmacher auch außerhalb der Vollversammlung gewonnen." Ihre persönlichen Stories werden in den kommenden Monaten die Website füllen. Mit der Initiative hat sich die IHK das Ziel gesetzt, mehr Menschen zur Gründung oder Übernahme eines Unternehmens zu motivieren. Die Digitalisierung soll der IHK helfen, neue Angebote für Unternehmer und Gründer zu schaffen. Schöning: „Durch eine bessere Vernetzung von Behörden und IHK wollen wir Gründungen deutlich vereinfachen und beschleunigen."

Unter www.ihk-sh.de/njeLuebeck  stellt die IHK ein umfangreiches Media-Paket mit allen Bildern und Videos des Abends zusammen. Ab heute Abend kann jeder den IHK-Neujahrsempfang in einer umfänglichen Video-Chronologie noch einmal erleben.

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