Lübeck – Das Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck (MHL) beherbergt eine weltweit einzigartige Sammlung zu Johannes Brahms und seinem Umfeld. Sie wird im neuen digitalen Brahms-Portal in Kürze öffentlich zugänglich. Ab August 2025 ermöglicht es Interessierten aus Musikforschung und Musikpraxis sowie der breiten Öffentlichkeit ganz neue Zugänge zum weltberühmten Komponisten, seinem Leben und Werk. Weltweit gibt es nur eine Handvoll vergleichbarer Komponistenportal
Neuartiger Zugang zu Brahms‘ Werk und seinem Umfeld
Mit dem Launch des Brahms-Portals am 1. August erreichte ein auf drei Jahre angelegtes Digitalisierungsprojekt sein Ziel: Die wertvollen Lübecker Bestände wurden nach neuesten Standards digital erfasst und auf innovative Weise semantisch vernetzt. So entsteht ein neuartiger Zugang zu Brahms‘ Werk und seinem Umfeld – für Forschung, Lehre und die breite Öffentlichkeit. Im Fokus des neuen Brahms-Portals steht das musikalische Œuvre des Hamburger Komponisten: Ausgehend von den Objekten der Sammlung ist eine Vielzahl wissenschaftlich fundierter Werktexte entstanden, die neues Licht auf die Entstehungs- und Publikationshintergründe werfen. Knapp zwanzig Autorinnen und Autoren aus der deutschsprachigen Musikwissenschaft haben sich dafür mit den Objekten der Lübecker Sammlung beschäftigt.
Leuchtturmprojekt der Digitalisierung
Als Leuchtturmprojekt der Digitalisierung wurde das Brahms-Portal durch das Struktur- und Exzellenzbudget des Landes Schleswig-Holstein und durch die Possehl-Stiftung Lübeck mit 800.000 Euro finanziert. Alle Inhalte sind Open Access und angelehnt an die FAIR-Prinzipien, nach denen Forschungsdaten nachhaltig erfasst werden. Rund 10.000 Datensätze sind auf diese Weise bereits miteinander verknüpft worden. Die Erfassung ist damit noch nicht abgeschlossen, sondern wird in Zukunft sukzessive weitergeführt.
Entdeckungen mit allen Sinnen
Das Brahms-Portal lädt zu Entdeckungen mit allen Sinnen ein: Es ermöglicht, durch die kostbaren Fotografien, Briefe und Musikhandschriften zu stöbern oder sich virtuell durch die historischen Räume des Lübecker Brahms[1]Instituts zu bewegen. Dank einer Kooperation mit der Deutschen Grammophon lassen sich alle Werke von Johannes Brahms im Portal in Ausschnitten anhören. Für die Autografe wurden aufwändige Videopartituren produziert. „Wir haben ein Portal für die ganze Welt in die Welt von Johannes Brahms geschaffen. Es ist weit mehr als nur eine Brahms-Datenbank für die Wissenschaft“, sagt die wissenschaftliche Projektkoordinatorin Teresa Cäcilia Ramming. Ramming, Doktorin der Musikwissenschaft, hat unter der Projektleitung von Prof. Dr. Wolfgang Sandberger, der das Brahms-Institut bis Dezember 2024 geleitet hat, und gemeinsam mit ihrem Kollegen Dr. Fabian Bergener, den Projektpartnern sowie zahlreichen weiteren Mitarbeitenden drei Jahre intensiv daran gearbeitet, die zentralen Bestände der Sammlung rund um den Hamburger Komponisten zu erfassen und mit einem digitalen Werkverzeichnis in Beziehung zu setzen.
Dorit Stenke,Forschungs- und Kulturministerin Schleswig-Holstein: „Forschung und Kultur verbinden sich beim Brahms-Portal in ganz besonderer Weise. Es ist für die Wissenschaft und die interessierte Öffentlichkeit gleichermaßen von Bedeutung. Das Brahms-Portal ermöglicht kulturelle Teilhabe und musische Bildung – und zwar nicht nur für Menschen in Lübeck, sondern auf der ganzen Welt.“
Prof. Dr. Bernd Redmann, Präsident der MHL: „Einmal mehr präsentiert sich das Lübecker Brahms-Institut als Leuchtturm der Brahms-Forschung und Innovationsmotor: Das neue Brahms-Portal wird das kulturelle Erbe, das Johannes Brahms und sein Umfeld uns hinterlassen haben, nachhaltig sichern und der weltweiten Öffentlichkeit zugänglich machen.“
Prof. Dr. Wolfgang Sandberger, Vorsitzender der Possehl-Stiftung Lübeck, Initiator des Brahms-Portals: „Die Possehl-Stiftung freut sich, dass das innovative Brahms-Portal an den Start gehen kann. National wertvolles Kulturgut von Johannes Brahms und seinem Umfeld, das so einzigartig in Lübeck versammelt ist, wird hier international zugänglich gemacht: wissenschaftlich anspruchsvoll und zugleich für ein breites Publikum offen.“
Lars Mischak, Dataport: „Das Brahms-Portal ist in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit entstanden. Die Daten sind auf innovative Weise semantisch verknüpft – das eröffnet neue, spannende Zugänge zu Brahms‘ Werken und Kontexten und macht das Portal zu einem besonderen Angebot für Musikinteressierte und Forschende.“
Dr. Elisabeth Böhm, digiCULT: „Alle Objekte der vielseitigen Sammlung werden nach aktuellen dokumentarischen Standards erfasst und dadurch im Digitalen anschlussfähig, interoperabel und zukunftsfähig. Als Forschungsdaten sind sie damit nicht nur auffindbar, sondern auch nachhaltig nutzbar. Als Basis für das Portal ermöglichen sie gleichermaßen vertiefte Recherche und ein neugieriges Eintauchen in die Welt und Werke von Johannes Brahms.“
Frank Dührkohp, VZG: „Ich freue mich, dass die Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbunds (VZG) an der Entwicklung des Brahms-Portals mitwirken konnte. Das Portal stellt mit seinen differenzierten Metadaten zur Beschreibung von musikalischen Werken und Objekten aus den Sammlungsbeständen des Brahms-Instituts und den vielfältigen Verlinkungen zwischen Werken und Objekten eine Besonderheit in der wissenschaftlichen Infrastrukturlandschaft dar.“
Dr. Clemens Trautmann, Geschäftsführer der Deutschen Grammophon und Absolvent der MHL aus der internationalen Klarinettenklasse von Sabine Meyer und Reiner Wehle, erläutert: „Bereits vor einem Vierteljahrhundert hat die Deutsche Grammophon in enger Zusammenarbeit mit der Brahms-Forschung eine höchst erfolgreiche Gesamtedition aller Werkaufnahmen veröffentlicht. Wir freuen uns, gemeinsam mit dem Brahms-Institut an der MHL an diese Pioniertat anzuknüpfen und sie konsequent und begeisternd in die digitale Welt zu übersetzen. Faszinierend sind insbesondere die neu geschaffenen Videopartituren, bei denen die Nutzenden Brahms quasi in Bild und Ton beim Komponieren begleiten und die wir auch auf den internationalen Kanälen der Deutschen Grammophon zeigen werden.“
Das Brahms-Portal wurde durch das 1991 mit dem Erwerb der weltweit größten privaten Sammlung zu Johannes Brahms gegründete Brahms-Institut an der MHL durch Professor Dr. Wolfgang Sandberger (Projektleitung bis Dezember 2024) und Dr. Teresa Cäcilia Ramming (wissenschaftliche Projektkonzeption und -koordination) zusammen mit der Kultur- und Wissenschaftsabteilung von Dataport AöR (Projektsteuerung) realisiert. Die Konzeption der Datenstrukturen nach internationalen und nationalen Standards sowie der Datenimport wurde durch die digiCULT Verbund eG (Kiel) vorgenommen. Für die Umsetzung des Frontends war die Verbundzentrale des gemeinsamen Bibliotheksverbundes (VZG) in Göttingen zuständig. Alle digital erfassten und publizierten Objekte werden zukünftig auch über das Portal „Museen Nord“ (www.museen-nord.de/) sowie die „Deutsche Digitale Bibliothek“ (www.deutsche-digitale-bibliothek/) der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Brahms-Portal ist seit Anfang August unter der Webadresse www.brahms-portal.de/ und auch über die Website des Brahms-Instituts erreichbar: www.brahms-institut.de/.