Was viele falsch einschätzen: Nicht das Trinken, sondern das Einatmen von Legionellen-haltigen Wassertröpfchen ist gefährlich. (Foto: AOK/hfr)
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Eutin – Bei Krankheitszeichen wie Husten, Kopfschmerzen und Fieber denken viele an eine Erkältung. Auslöser für diese Symptome können jedoch auch Legionellen sein – im Wasser lebende Bakterien, die grippeartige Beschwerden bis hin zu schweren Lungenentzündungen verursachen können. Experten des Robert-Koch-Instituts warnen nun vor der gefährlichen Legionärskrankheit. Grund: Die Fallzahlen steigen bundesweit weiter an von 1.449 Fällen in 2018 auf 1.548 im vergangenen Jahr.

Allein in Schleswig-Holstein war eine Steigerung von 24 Fällen im Jahr 2018 auf 38 Fälle im Jahr 2019 zu beobachten. „Legionellen vermehren sich vor allem bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius. Warmwasser- und Klimaanlagen, Schwimmbäder oder Whirlpools sind besonders anfällig für eine Besiedlung durch Legionellen und können zur Infektionsquelle werden. Eine Impfung ist nicht möglich“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Reinhard Wunsch.

Das Trinken von Legionellen-haltigem Wasser ist ungefährlich, da die Bakterien im Magen von der Magensäure abgetötet werden. „Die Bakterien gelangen jedoch durch das Einatmen feinster Wassertröpfchen in die Lunge, zum Beispiel beim Duschen. Gefährdet sind vor allem Menschen mit einer schwachen Immunabwehr, bestimmten chronischen Krankheiten wie Diabetes, ältere Menschen und Raucher“, sagt Wunsch. Männer erkranken zwei- bis dreimal so häufig wie Frauen. Etwa jeder Fünfte fängt sich den Erreger im Urlaub ein. Insgesamt beobachten Experten bundesweit und auch in Nordrhein-Westfalen eine steigende Anzahl von Fällen. Die Bakterien übertragen sich allerdings nicht von Mensch zu Mensch, Betroffene sind also nicht ansteckend.

 Es gibt zwei Ausprägungen der Legionellose: die so genannte Legionärskrankheit mit Pneumonie und das Pontiac-Fieber. Erstere ist eine Form der Lungenentzündung mit Husten, Fieber und Schüttelfrost. Sie wird in der Regel mit Antibiotika behandelt. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis zehn Tage. Bei etwa fünf bis neun Prozent der Patientinnen und Patienten verläuft diese Erkrankung tödlich. Der ungewöhnliche Name geht auf den ersten beschriebenen Krankheitsausbruch 1976 in den USA zurück, bei dem 34 Kriegsveteranen der Vereinigung „The American Legion“ nach einer Legionellen-Infektion starben. Das milder verlaufende Pontiac-Fieber verursacht grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, es kommt aber nicht zu einer Lungenentzündung. Zwischen Ansteckung und Ausbruch des Pontiac-Fiebers liegen fünf Stunden bis knapp drei Tage. Die Erkrankung heilt meist von selbst innerhalb einer Woche aus.

Gerade in der Urlaubszeit steigt die Legionellengefahr, da die Wasserleitungen nicht regelmäßig benutzt werden. Daher empfiehlt die AOK, nach der Rückkehr das Wasser an allen Entnahmestellen, wie zum Beispiel in Küche, Bad oder Dusche einige Minuten laufen zu lassen, um das stehende Wasser in den Leitungen und Behältern durch frisches zu ersetzen. Bei einem Haus mit zentraler Wassererwärmung und zentralem Warmwasser-Speicher sollte die Regler-Temperatur am Trinkwasser-Erwärmer auf mindestens 60 Grad Celsius eingestellt sein, damit die Keime wirksam absterben.

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