VNW-Direktor Andreas Breitner - Foto: Bertold Fabricius/oH
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Lübeck – Eine deutliche Mehrheit der norddeutschen sozialen Vermieter – 78 Prozent – schätzt das aktuelle wirtschaftliche Umfeld als gut beziehungsweise befriedigend ein. Lediglich 17 Prozent der Unternehmen bewerten die Situation als „schlecht“. Das ist das Ergebnis der aktuellen Herbstumfrage des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), das am Montag am Rande der diesjährigen Arbeitstagung in Lübeck veröffentlicht wurde.

„Die Stimmung spiegelt die Tatsache wider, dass unsere Unternehmen eine stabile Einnahmesituation und kaum Probleme haben, ihre bezahlbaren Wohnungen zu vermieten“, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. „Im Norden übersteigt der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum das Angebot. Insofern ist die ‚gute‘ wirtschaftliche Lage unserer Unternehmen auch Ausdruck des angespannten Wohnungsmarktes.“

Die durchschnittliche Netto-Kaltmiete liegt bei den VNW-Unternehmen derzeit bei 6,74 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche – und damit deutlich unter den Werten örtlicher Mietspiegel. „Die Leerstandsquote liegt vor allem in den Zentren bei unter zwei Prozent – also quasi Vollvermietung“, sagt der VNW-Direktor.

Die VNW-Arbeitstagung ist eines der wichtigsten Treffen der norddeutschen Wohnungswirtschaft. In diesem Jahr nehmen an der zweitägigen Veranstaltung in der Lübecker Gollan-Werft mehr als 900 Gäste teil – darunter Vorstände und Geschäftsführer von VNW-Unternehmen, Aussteller, Bürgermeister und Vertreter politischer Parteien. Dem VNW gehören 468 Unternehmen aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg an. In ihren rund 775.000 Wohnungen leben rund zwei Millionen Menschen.

Sorge über den öffentlichen Diskurs

In seinen Begrüßungsworten äußerte sich VNW-Direktor Andreas Breitner beunruhigt über die Bedrohung des öffentlichen Diskurses hierzulande. „Wir sind froh, auf unserer Arbeitstagung mit Dunja Hayali eine streitbare Journalistin als Referentin begrüßen zu können, die trotz Anfeindungen standhaft bleibt. In einer freien Gesellschaft muss es möglich sein, unterschiedliche Meinungen angstfrei zu artikulieren.“

Die sozialen Vermieter stehen für eine freie und solidarische Gesellschaft. In ihren Quartieren leben Menschen aus mehr als 100 Nationen friedlich zusammen. „Ja, es gibt auch Probleme beim Nebeneinander unterschiedlicher Kulturen“, sagt Andreas Breitner. „Wir spüren eine zunehmende Verrohung und Aggressivität im Miteinander. VNW-Unternehmen schauen aber nicht weg, sondern kümmern sich. Rassismus und Ausgrenzung haben bei uns keinen Platz. Unsere Unternehmen sorgen für den sozialen Frieden in ihren Quartieren.“

Hohe Baukosten sind die größte Sorge

Trotz der grundsätzlich positiven Stimmung unter den VNW-Unternehmen stehen sie vor großen Herausforderungen. „Die hohen Baukosten liegen deutlich an erste Stelle der Sorgen“, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. Deshalb überrasche es nicht, dass die 83 Unternehmen, die an der Umfrage teilnahmen, mit der Fertigstellung von insgesamt rund 1000 Wohnungen rechnen, aber zugleich fast 5600 Wohneinheiten modernisieren wollen.

„Wer heute neu baut, muss mit Baukosten von bis zu 5000 Euro pro Quadratmeter rechnen“, so der VNW-Direktor. „Das heißt: Um eine ‚schwarze Null‘ zu schreiben, wird eine Miete von 18 bis 20 Euro netto kalt notwendig. Das kann kaum ein Normalverdiener bezahlen.“ Insofern überrasche es wenig, dass sich die Unternehmen verstärkt auf die Sanierung von Bestandswohnungen konzentrierten.

„Allerdings sind auch bei den Sanierungen die Kosten inzwischen deutlich gestiegen“, sagt Andreas Breitner. „Vor allem energetische Sanierungen gehen ins Geld. Der Mangel an Handwerkern und die unklare Förderlandschaft kommen erschwerend hinzu.“

In diesem Zusammen würdigte der VNW-Direktor die Initiativen der Landesregierungen in Kiel und Hamburg, die Neubaukosten zu senken. „Wir brauchen allerdings auch für Sanierungen einen ‚Hamburg-Standard‘, sonst werden unsere Unternehmen die Herausforderungen der Energiewende nicht wuppen können.“

Klimaschutzziele dürfen nicht verschärft werden

VNW-Direktor Andreas Breitner warnte davor, die Klimaschutzziele zu verschärfen. „In Schleswig-Holstein muss die Landesregierung den Beschluss, Klimaneutralität bereits 2040 zu erreichen, rückgängig machen. In Hamburg setzen wir darauf, dass der für den 12. Oktober angesetzte Volksentscheid über ein Vorziehen auf 2040 nicht erfolgreich sein wird. Wir werben für ein ‚Nein‘.“

Nach Breitners Worten müssten die Mieten von sofort an um bis zu 1,50 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche zusätzlich zu den ohnehin notwendigen Mietsteigerungen erhöht werden, wenn Klimaneutralität um fünf Jahre vorgezogen würde. „Das wäre ein Erfolg, der letztlich mehr schade als nutze.“

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 468 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 775.000 Wohnungen leben rund zwei Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,74 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

(Quelle: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation)