Lübeck – Die Justizvollzugsanstalt Lübeck freut sich über eine besondere Anerkennung: Beim bundesweiten Wettbewerb „Die kleine große Knastmusik“ der Musikhochschule Lübeck wurden Songs der von Stephan Fleck geleiteten Männer- und Frauenchöre mit dem Award „Musik im Strafvollzug: Best Practice“ ausgezeichnet.
Der Wettbewerb würdigt Musikprojekte im Straf- und Maßregelvollzug in ganz Deutschland. Musikangebote fördern nachweislich prosoziale Verhaltensweisen, stärken die Selbstreflexion und tragen zu mentaler wie körperlicher Gesundheit bei – zentrale Faktoren für eine erfolgreiche Resozialisierung. Die Jury zeigte sich besonders beeindruckt von der Qualität und Vielfalt der musikalischen Beiträge aus der Lübecker Justizvollzugsanstalt.
Der Männerchor besteht aktuell aus 14, der Frauenchor aus sieben teilnehmenden Gefangenen. Unter der Leitung von Stephan Fleck, freier Musiker und Absolvent der Musikhochschule Lübeck, erarbeitet der Chor ein breites Repertoire aus Gospel, Rock/Pop, Folk, Schlager und Kirchenliedern.
Fleck beschreibt die Arbeit mit den Inhaftierten als Bereicherung: „Die musikalische Arbeit mit dem Chor ist für mich jedes Mal eine Freude. Die Männer bringen viel Offenheit, Neugier und Herzblut mit. Musik schafft Räume – und innerhalb der Gefängnismauern sind diese Räume besonders wertvoll.“
Auch Pastorin Martina Zepke-Lembcke, die die Chorarbeit auch finanziell unterstützt, hebt die Bedeutung des Projektes hervor: „Wir erleben immer wieder, wie gemeinsames Singen Halt gibt, Verbindungen schafft und Menschen neu ermutigt. Dass die Jury diese Entwicklung wahrgenommen hat, bedeutet den Teilnehmern unglaublich viel.“
Für Anstaltsleiter Dr. Marc Arnold ist die Auszeichnung ein wichtiges Zeichen für die nachhaltige Wirkung kultureller Projekte im Vollzug: „Musik schafft etwas, was im Vollzug nicht selbstverständlich ist: Gemeinschaft, Vertrauen und die Erfahrung, durch eigenes Tun etwas Positives bewirken zu können. Wir sehen deutlich, wie das gemeinsame Musizieren Selbstwert stärkt, Konfliktfähigkeit fördert und die Atmosphäre in der Anstalt verbessert. Die Auszeichnung bestätigt die enorme Bedeutung dieser Arbeit – und ist ein großer Ansporn, diesen Weg weiterzugehen.“
Neben den prämierten Männer- und Frauenchören verfügt die JVA Lübeck über weitere musikalische Angebote, darunter einen Chor in der Sozialtherapie, eine Gitarrengruppe und regelmäßige Konzerte. Diese Projekte sind feste Bestandteile der kulturellen Teilhabe und tragen dazu bei, Inhaftierten neue Ausdrucks- und Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen.
Die Preisvergabe erfolgte am Freitag, 21. November 2025, im Rahmen der Netzwerktagung „Kulturelle Teilhabe im Strafvollzug: Fokus Musik“ im Übergangshaus Lübeck. Im Rahmen einer kurzen Präsentation werden auch Audio-Auszüge der ausgezeichneten Beiträge vorgestellt.
Die Justizvollzugsanstalt Lübeck verfügt derzeit über 479 Haftplätze und ist im Wesentlichen zuständig für den Vollzug von Straf- und Untersuchungshaft an Männern und Frauen. Aktuell entstehen auf dem Anstaltsgelände im Stadtteil Marli ein neues Hafthaus mit 86 Haftplätzen, eine vollstationäre psychiatrische Abteilung sowie eine Sporthalle. Gesetzlicher Auftrag des Strafvollzuges ist die Resozialisierung von straffällig gewordenen Menschen, um sie zu einer straffreien, verantwortlichen und selbstbestimmten Lebensführung in Freiheit zu befähigen und zugleich die Sicherheit der Allgemeinheit zu gewährleisten.









